lieber walter du hast die laudatio zu
meiner ausstellung im stiegenhaus
der gemeinde haidmühle gehalten
hast den sehr geehrten Herrn
Bürgermeister Scheibenzuber mich und
meine liebe Martha auch herrn Gernot Hein
den Vorsitzenden der Kulturstiftung der
Zahnradfabrik und Verehrte Gäste
der Gemeinde Haidmühle begrüßt
Für dich so hast du gesagt ist es ein
besonderes Gefühl an einem Ort
sprechen zu dürfen der von zwei
Wolfgangs deiner Familie
jahrzehntelang geprägt wurde
dir selbst war es nicht vergönnt
das schwere würdige Amt des
Bürgermeisters auszuüben
So bist du halt Scharfrichter von Passau
geworden ein zugegeben fragwürdiges
aber dennoch forderndes Amt
Haidmühle zu gestalten Und mit
Leben zu erfüllen ist eine ungleich
größere Herausforderung hast du
gesagt und dass du gerne meiner
Bitte nach einer Laudatio
nachgekommen bist
hast Vom ersten Besuch Vor langer
zeit bei mir und meiner Martha erzählt
Tief verschneit lag unser Haus Im
Dämmerlicht eines Winternachmittags
Aus kleinen Fenstern drang warmes Licht
beleuchtete die Schneehauben auf den
brettern davor
deine Doris und du ihr hattet
euch gefreut das Haus an der Grenze
gefunden zu haben denn euere Informationen
waren ungenau – Alter Grenzübergang –
Marchhäuser irgendwo Scheinbar
am Ende der Welt
Es hatte leicht geschneit
Nur Stille war zu vernehmen
unser Haus so war es euch schien einst
in enger Absprache mit der umgebenden
Natur entstanden zu sein
Höhle Nest Schutzraum Hort
ein ort der Inspiration
hast du gesagt
geduckt und doch selbsbewußt In einer
selten gemähten Wiese Am Harlandbach
dem Grenzbach vom Eisernen Vorhang
einst Der Geschichte dieser Gegend
Die Vernichtung fast aller Dörfer
im grenzraum und der gegenseitig
erlebte Hass Verbat dir das Wort
Paradies auch nur anzudenken
Aus der Schwere der Winterlandschaft
betratet ihr die hellen Räume
weiß gekalkte Mauern Alles von
gediegenem zurückhaltenden Geschmack
Aus dem Ofen das knistern des Feuers
Ein herzlicher Empfang und erste Blicke
auf Bilder Sparsame Linien gezeichnete
Felder Kreise Schraffuren
In diesem Moment schreibst du
meintest du schon die Leichtigkeit
begriffen zu haben von der die Rede war
wollte jemand meine Kunst beschreiben
doch Von deiner heutiger sicht aus
befandest du dich lediglich auf der ersten
Stufe eines turmhohen Stiegenhauses
Es entwickelte sich eine Freundschaft
die noch viele Besuche im Hause und in
zahlreichen Ausstellungen zur Folge hatte
und allmählich entstand ein schärferer Blick
ein Gespür für das Werk und die Person T.K.
Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ meine
Installation buchstäblich unbeschwert in
der Landshuter Heilig Geist Kirche 2006
In die dominante gotische Umgebung setzte T. K.
ein Geflecht aus hohlen Buchenholzbalken
bildnerische Rituale der Leichtigkeit Wie
sich Franz Niehoff in dem begleitenden
Katalogtext ausdrückte
dann beschreibst du wie ich
meine bis zu 5m langen sich krümmend
windenden hohlBalken von unglaublicher
leichtigkeit und verblüffender statik
gemacht hatte
ihre Konstruktion so schreibst du
gewann innerhalb des spätgotischen
Säulenwaldes eine sakrale Bedeutung
von hochfliegender Geistigkeit
Parallel zu der installation gab es Eine
Anordnung aus verkohlten Holzstäben die
scheinbar spielerisch kleine Skulpturen
formten die wie Sprachzeichen zu
einem noch zu entziffernden
Text arrangiert waren
Der Umgang mit Holzkohle als
material Für künstlerische Entstehung
fasziniert dich noch heute schreibst du und
dann dass Es noch eine andere Möglichkeit
gibt mich kennzulernen
rätst zu einem gang mit mir
durch den nächtlichen wald
mit oder ohne Mondschein
denn so lernt Man ihn
anders kennen
Die Urangst des Menschen
in der Dunkelheit allein zu sein
Scheine ich nicht zu kennen und dass
Die dunkelheit der nacht vermutlich
ein Lebenselexier für mich ist
Toni sagt die Welt ertrinkt in Licht
Lichtverschmutzung nennt die
Wissenschaft das Phänomen
2018 entdecktest du
in der Süddeutschen Zeitung
einen ArtikelVon Andreas Glas mit
der Überschrift – Der Nachtforscher
ich hatte den renommierten Journalisten
in den dunklen Tann mitgenommen zur
Vorbereitung auf kommende
Gespräche
In diesem Bericht war das Gedicht
das dunkel von T.K. mit A. abgedruckt das
sich auf poetisch eindrucksvolle Weise mit
Dunkelheit Alleinsein Gott und
Angst beschäftigt
dein ursprünglicher Eindruck ich
würde mir die Nacht Völlig angstfrei
aneignen war demnach nicht ganz richtig
und du schreibst dass ich eine bestimmte
Art habe mit Journalisten umzugehen
So wie ich den Herrn Glas von der
Süddeutschen zuerst durch Den Wald
schleifte bevor er Fragen beantwortete so
hatte ich einmal den bekannten Filmemacher
Franz Xaver Gernstl vor den Dreharbeiten
zu einem kühlen Bad in seinen Grand
vor dem Haus eingeladen
Nochmals zurück
zu T und a`s Gedicht
das dunkel
In Tonis Werkstatt ruht
ein literarischer Schatz der
manchmal bei seinen Lesungen
zur Geltung kommt
Es muß doch schreibst du
irgendwo einen Verleger geben
der den Wert dieser Dichtung erkennt
Beim weiteren Besteigen der Stufen des
Stiegenhauses kamst du dem Begriff der
Leichtigkeit noch näher
Selbstverständlich war nicht nur
das spezifische Gewicht gemeint
das wohl auch sondern die
inhaltliche Aussage Das sich gegen
jedes hermetische Denken und
die Verfestigung der
Vorstellungswelt
wendet
Seine Kunst soll nicht belasten
sondern die Möglichkeit bieten in
Räume vorzustoßen Die verschlossen
oder verkümmert sind und Es gelang mir
allmählich Die Tiefe seinerBildsprache
und Partituren auszuloten
Ohne Kenntnis der Schwere ist
das Leichte nicht zu haben
T.K. kennt die Gewichte die einem
im Leben hinabziehen nur zu gut er
war Bergsteiger und kann berichten
was in der Steilwand Gewicht bedeutet
Lassen wir Dunkelheit und Schwere
einmalhinter uns und nehmen einige
Stufen im lichten Stiegenhaus
Die Zeichnungen T.K. sind wie ein Hauch
Kaum scheint der Bleistift das Papier zu
berühren eher darüber hinwegzuschweben
Es entstehen Gedankenflüge Erinnerungen
verschüttete Wahrnehmungen Landschaften
aus einer anderen Welt
Kein Künstler benützt die ganze Länge
einer Graphitmine das macht nur er
der gelernte werkzeugmacher
Alles Verworfene Schnipsel
die unter den Tisch fallen haben
eine Chance zur Auferstehung
Toni fügt sie neu zusammen
Wenig verbrauchen nichts wegwerfen
über seiner Arbeit Steht der
Grundgedanke der Nachhaltigeit
Lanschaften aus wieder aubereiteten
Zeichnungen Sehen Sie hier im Sitzungssaal
der Gemeinde
Sein innerstes Anliegen zum
Eigentlichen vorzudringen Allem
Ballast das Hüllende das Verhüllende
zu nehmen Jegliche Fassade alles Uneigentliche
wegzulassen kennzeichnet den Zeichner Bildhauer
autor Denker Musikanten und Sänger
Das Stiegenhaus im Haidmühler Rathaus Als
Ausstellungsraum zu bespielen Ist mindestens
gewagt Bemüht sich doch die Holzkonstruktion
Aus Stufen und Geländern in einer strengen
geometrischen Form Selbst Skulptur zu sein
Die klaren weiß gekalkten Wände Verstärken
die herrschaft Der hölzernen Aufstiegshilfe so
bleibt einem Künstler wie T. K. Die schwere
Aufgabe mit seinen Werken Mindestens
ebenbürtig zu erscheinen
Am besten wäre ein Zusammenspiel
Mit viel Fingerspitzengefühl
ist es ihm gelungen
T.K. Zeichnungen
geben dem Turmraum
Etwas Erhabenes Sakrales
Die Idee dieses Stiegenhaus
Als Ausstellungsraum zu wählen
Beeindruckt mich jetzt noch mehr
Da ich das gelungene Ergebnis sehe
Für meine Frau und mich ist die Familie Kirchmair
das Atelier von Toni und die Gespräche mit beiden
schon Teil dieser Landschaft geworden
Neben meinem geliebten Leopoldsreut
Das ja nicht nur Freude ausstrahlt Obwohl
der Forst und die Natur Schon für mehr
Sonneneinstrahlung gesorgt haben
Verfolge ich mit Interesse
die Entwicklungen in Haidmühle
lese mit Vergnügen daß der SC Haidmühle
Zur Zeit Spitzenreiter seiner A-Klasse ist
Hurra
Ich hoffe Ihnen ein nicht
auf Anhieb faßbares Phänomen
T. K. etwas Näher gebracht zu haben.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit