Foto: Stefan Hanke

So schwarz wie Ebenholz


Anton Kirchmair zeigt moderne Kunst, die er ausdrücklich einem Vertreter der Renaissance gewidmet hat. „a cennino cennini: anton Kirchmair“ lautet der Titel der Ausstellung die noch bis zum 29. Februar in der Sigismundkapelle im Thon-Dittmer-Palais zu sehen ist.


„Wie man die Zeichenkohle gut, tüchtig und fein macht.“ Diese Kunst hat Cennino Cennini, Maler der italienischen Frührenaisssance und Autor des berühmten Lehrbuchs “Il libro dell`Arte“, schon um 1400 beschrieben. Anton Kirchmair, 1943 in München geboren und heute in Marchhäuser bei Haidmühle an der tschechischen Grenze lebend, bezieht sich auf den alten Meister. Allerdings auf seine Weise. Denn Holzkohle eignet sich nicht nur zum Zeichnen, wie die Schau in der Sigismundkapelle zeigt. Anton Kirchmair verwendet sie ebens gut als Baumaterial für Skulpturen.


Es sind fragile, samtschwarze Gebilde, die Kirchmair in einer Reihe von Glaskästen aufgestellt hat. Gitterartige Konstruktionen, ineinander verschachtelt und den Betrachter dazu auffordernd, den Anfang und das Ende zu suchen, wie bei Labyrinthen in Rätselheften. Zusammen gefügt sind die Skulpturen aus einzelnen Kohlestücken mit exakt geschnittenen scharfen Kanten. Anton Kirchmair hat die Kohlen selbst hergestellt. Mit eigener Hand hat er Buchenholz zu Holzkohle gebrannt. Einen schwingenden Charakter erhalten die Gitterwerke durch die Krümmungen der Kohlen, die beim Brennvorgang entstehen. „Bewegung“ ist hier in der Tat eine passende Umschreibung. Ahnliches gilt für die traditionelleren Arbeiten, die Kirchmair in der Sigismundkapelle zeigt: Über seine Holzkohlezeichnungen schlängeln sich mäandernde Linien - ohne Anfang und Ende; DNS Strukturen nicht unähnlich.


„Warun habe ich überhaupt angefangen Holzkohle zu brennen?“ In einem poetischen Text über seine Arnbeit stellt sich Anton Kirchmair diese Frage selbst. „Hat es mit meiner neuen Heimat dem Böhmerwald, dem Land der einst rauchenden Meiler und Pechrenner zu tun?“ Oder hängt es mit den verkohlten Leichen des zweiten Weltkriegs zusammen, von denen ihm seine Eltern erzählt haben, fährt der Künstler fort. Oder mit der Erinnerung an einen Freund, der als Köhler im Kaukasus gefangen war. Oder mit den Eindrücken, des Märchens von Schneewittchen? Immerhin sind Kirchmairs Skulpturen - im wahrsten Sinne schwarz wie Ebenholz - in gläserne Kästen eingeschlossen.


„Die Frage, warum ich angefangen habe Kohle zu brennen, kann ich heute nicht mehr beantworten“, schlussfolgert Kirchmair. „Widmen aber möchte ich sie Cennino Cennini und seiner Schrift „Il libro dell arte:“ Die Entstehungszeit dieser Schrift fällt übrigens mit den Erbauungsjahren der Regensburger Sigismundkapelle zusammen.


Susanne Wolke, Der Neue Tag  5.2.08

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