Wenn es auch nicht danach ausschaut. Ich bin immer gerne ins Wasser gegangen, schon nach dem Krieg in der schlechten Zeit, in Steinebach am Wörthsee, und an all die anderen Seen und die Isar. Im Sommer mit den Eltern gar ans ferne Meer in der schweren Beiwagenmaschine, die oft gebrannt hat. Als wir größer wurden sind wir alleine mit dem Radl losgezogen. Keiner hat uns Angst gemacht, vor dem Tod und dem Teufel nicht und der Schwarze Mann war nur ein Kinderspiel. Von wegen: wenn er aber kommt,

ha – da waren wir davon – wie der Blitz, in alle Richtungen des Himmels. Unterwegs waren wir sowieso immer und der „Libbe“ war unser großer, guter Geist. Er hat uns zusammengehalten, hat auf uns aufgepasst, ohne dass wir das gemerkt haben. Aber der „Libbe“, der hat`s schwer gehabt, zuhause mit seinem Vater, der hat ihn geprügelt und geprügelt und wenn er einmal von ihm abgelassen hat, dann hat er wieder auf ihn eingeschlagen. Trotzdem hat er seinem Vater verziehn. So hat er es mir erzählt - im Augustiner, in der Neuhauser Strass.

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Doch davon wollte ich nicht berichten, sondern vom Schwimmen in der Isar. Die war keine fünf Minuten von unserem Haus, auch der Kanal und die Brücke nicht und das Brettl und der Kopf. Und die Weiden und die Birken, die sind hoch über die Ufer gewachsen und die Männer, solche die nicht der Krieg zerschossen hat, haben Pyramiden gebaut: Immer einer auf den anderen. Haben Handstände gemacht und Purzelbäume und den Frauen ihre Muskeln gezeigt. Und sie waren fröhlich haben uns Buben geholfen, wenn wir sie gebraucht haben: Wenn unser Radl einen Plattn gehabt oder wenn es uns geschmissen hat. Und wir haben ihnen zugeschaut, wenn sie von der hölzernen Thalkirchener Bruckn in den Isarkanal gesprungen sind oder von noch höher: von den dicken Weidenästen, die waagrecht über den Kanal gewachsen sind. Vorher sind sie barfuss an deren rauer Rinde hinaufgestiegen, wie die Affen im Tierpark ein paar hundert Meter weiter, und dann weit hinaus balanziert, bis über die Mitte vom Kanal, einer hinter dem andern.